Editorial aus BNI 166

 

  Jesus Christus spricht: „Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr das Himmelreich zuschließt vor den Menschen! Ihr gehet nicht hinein, und die hinein wollen, lasset ihr nicht hineingehen. Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, die ihr der Witwen Häuser fresset und verrichtet zum Schein lange Gebete! Darum werdet ihr ein desto schwereres Urteil empfangen.

 

    Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr Land und Meer durchzieht, damit ihr einen Proselyten gewinnet, machet ihr aus ihm ein Kind der Hölle, zwiefältig mehr als ihr seid!

    Weh euch, ihr blinden Führer, die ihr sagt: Wenn einer schwört bei dem Tempel, das gilt nicht; wenn aber einer schwört bei dem Gold am Tempel, das bindet. Ihr Narren und Blinden! Was ist größer: das Gold oder der Tempel, der das Gold heiligt? Oder: wenn einer schwört bei dem Altar, das gilt nicht; wenn aber einer schwört bei dem Opfer, das darauf ist, das bindet. Ihr Blinden! Was ist größer: das Opfer oder der Altar, der das Opfer heiligt? Darum, wer da schwört bei dem Altar, der schwört bei demselben und bei allem, was darauf ist. Und wer da schwört bei dem Tempel, der schwört bei demselben und bei dem, der darin wohnt. Und wer da schwört bei dem Himmel, der schwört bei dem Thron Gottes und bei dem, der darauf sitzt.

 

    Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr verzehntet Minze, Dill und Kümmel und lasset dahinten das Wichtigste im Gesetz, nämlich das Recht, die Barmherzigkeit und den Glauben! Dies sollte man tun und jenes nicht lassen. Ihr blinden Führer, die ihr Mücken seihet und Kamele verschluckt!

    Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr die Becher und Schüsseln auswendig rein haltet, inwendig aber sind sie voll Raub und Gier! Du blinder Pharisäer, reinige zum  ersten, was inwendig im Becher ist, auf daß auch das Auswendige rein werde!

    Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr seid gleichwie die übertünchten Gräber, welche auswendig hübsch scheinen, aber inwendig sind sie voller Totengebeine und lauter Unrat! So auch ihr: von außen scheinet ihr vor den Menschen fromm, aber inwendig seid ihr voller Heuchelei und Übertretung.

 

    Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr den Propheten Grabmäler bauet und schmücket der Gerechten Gräber und sprecht: Wären wir zu unserer Väter Zeiten gewesen, so wären wir nicht mit ihnen schuldig geworden an der Propheten Blut! So gebt ihr über euch selbst Zeugnis, daß ihr Kinder seid derer, die die Propheten getötet haben. Ihr Schlangen, ihr Otterngezüchte! Wie wollt ihr der höllischen Verdammnis entrinnen?

     Darum siehe, ich sende zu euch Propheten und Weise und Schriftgelehrte; und deren werdet ihr etliche töten und kreuzigen, und etliche werdet ihr verfolgen von einer Stadt zur anderen, auf daß über euch komme all das gerechte Blut, das vergossen ist auf Erden, von dem Blut des gerechten Abel an bis auf das Blut des Zacharias, des Sohnes Barachjas, welchen ihr getötet habt zwischen Tempel und Altar. Wahrlich, ich sage euch, daß solches alles wird über dies Geschlecht kommen“ (Matthäus 23,13-36).

 

 

Die sieben Weherufe und die Frage nach der Selbsterkenntnis

Schluß mit dem Jesuskind, das in einer Krippe liegt; Schluß mit der Verniedlichung der evangelistischen Botschaft und der Verharmlosung des Wortes Gottes. Hier spricht der Heiland Jeschua selbst und gibt ein eindeutiges Urteil ab – nicht über die Welt, sondern über die Welt der so genannten Geistlichkeit. Seine Klage spricht christliche „Würdenträger“ genauso an wie jüdische, die nach wie vor nichts aus der Vergangenheit gelernt haben, indem sie es nicht für nötig finden, sich mit ihrer Vergangenheit, beziehungsweise mit dem Landverweis für fast zweitausend Jahre auseinanderzusetzen. Und überhaupt, wer wagt es heutzutage, in kirchlichen und sonstigen christlichen Kreisen diese folgenschwere Ansprache des jüdischen Messias Jeschua zu exegetieren? Denn jedermann weiß, daß die christliche Kirche, der Vatikan und der Reformator Martin Luther an den Juden in einem Maße sich verschuldet haben, wie nicht einmal die hier gescholtenen Pharisäer und Schriftgelehrten. Hätte man in der Zeit des kirchlichen Triumphalismus nicht aus dem Versagen der jüdischen Geistlichkeit gelernt haben müssen? Was ist es, was trotz des Wissens um die Inhalte der Bibel fromme Menschen so versagen läßt? Wenn ich gesündigt habe, tue ich Buße und versuche, dies nicht mehr zu tun. Wie aber kommt es, daß gerade Theologen überhaupt keine Schulderkenntnis hatten und daher auch keine Buße taten, wenn ich an die vielen Theologen während der Hitlerzeit denke, die mit der Hakenkreuzbinde am Arm auf die Kanzel stiegen und Gottes Wort auslegten und wegsahen, als ihre jüdischen Nachbarn und Freunde nachts abgeholt wurden und in die Vernichtungslager abgekarrt wurden? Angeblich heißt es heute entschuldigend, daß man dies alles ja nicht gewußt habe. Auch hier ließe sich ausrufen: „Ihr Heuchler, ihr Schlangenbrut“, die ihr euch doch nur selbst belügt und damit das Anrecht auf ein ewiges Leben verloren habt. Denn wie kommt ihr dazu, die damaligen Pharisäer anzuklagen, wo ihr doch viel Schlimmeres getan habt? Denken wir dabei an Jeschuas Aussage, nicht zuerst den Splitter im Auge des Nächsten, sondern zuerst den Balken im eigenen Auge zu sehen (Matth. 7,3). Dies alles sind Kardinalfragen, denen man als Christ nicht ausweichen darf, denn es ist leichter, andere Menschen zu verurteilen, als an die eigene Fehlbarkeit zu denken. Solche vermeintlich frommen Christen sind keine Christen, denn allein Gott steht ein Urteil zu, wir aber sollen uns bemühen, andere Menschen zu retten oder gefallene Mitchristen wieder auf den rechten Weg zu führen. Die Antipoden Jeschuas waren zu seinen Lebzeiten die damaligen Theologen, die da saßen an den Kopfenden der Tische und die – wie auch heute noch in Israel – gewohnt sind, daß man sie hofiert und respektiert, denn immerhin bezeichnen sich nicht nur die Rabbis, sondern auch die anderen – ungelernten – orthodoxen Juden als „Gerechte“ (hebr.: zaddikim). Wenn heutzutage das Wort „Pharisäer“ als Schimpfwort gilt, so war es damals eine Art Ehrentitel. Es war ein Vorrecht, zur Gruppe der Pharisäer und Schriftgelehrten zu gehören. Sie dünkten sich als „Gebildete“ besser als das gemeine Volk (lat.: plebs; hebr.: am ha-aretz). Sie waren stolz, die mosaischen Gesetze akribisch einzuhalten, auch wenn dies bei den inzwischen 613 Geboten und Verboten schier unmöglich erscheint. Aus diesem Grunde waren sie damals wie heute im Volke geehrt und gefürchtet zugleich, ungeachtet dessen, daß sie nur um sich selbst bemüht sind, aber gute Werke (hebr.: mizvot) gegenüber anderen Menschen vermissen lassen. Immerhin sind 30 Prozent der Hurengänger orthodoxe Juden (Meldung des MAARIV). Selbst der Apostel Paulus schrieb in Philipper 3,5;: „Der ich am achten Tag beschnitten bin, einer aus dem Volke Israel, vom Stamme Benjamin, ein Hebräer, nach dem Gesetz ein Pharisäer.“ Dieser Stand war dem Apostel, als er noch Saulus von Tarsus hieß, ein Privileg und Gewinn (Phil. 3,7). Er beurteilte sich selbst im Gesetz als „unsträflich“ (Phil. 3,6), bekannte jedoch später nach der Begegnung mit dem Auferstandenen: „Aber was mir Gewinn war (erschien), das habe ich um Christi willen für Schaden geachtet“ (Phil. 3,7). In unserem Eingangswort  weist der Heiland seelsorgerlich auf die Selbsttäuschung der Pharisäer hin, die da wirklich bis heute davon ausgehen, sich mit Werken den Himmel verdienen zu können. Dabei lassen sie sich vom Volk ernähren und verweigern den Militärdienst, den auch ich in Israel wahrzunehmen hatte. Hält man ihnen dies vor, sagen sie, daß sie sozusagen als Ersatzhandlung für einen beten. Aber im Himmelreich herrscht keine Freude vor Gott über diese Art einer selbst gestrickten Gerechtigkeit (Luk. 15,7). Im Grunde genommen wissen dies die frommen Juden, aber da sie aus der Tradition heraus leben und ihnen ihre Rabbis diesen ihren „hohen Stand“ tagtäglich einreden, sehen sie in de-ren Selbstimagination nichts Widersprüchliches. An dieser Haltung erkennt man jedoch ein „fleischliches“ Denken, das mit Dünkelhaftigkeit zusammenhängt. Den akademischen Dünkel kann man bereits bei Studenten und Jungakademikern ablesen. Daß der Ewige darauf keinen Wert legt, erkennt man an dem Messias Jeschua, der von Hause aus ein schlichter Zimmermann war; wie auch seine Jünger allesamt einfache Handwerker waren, über die die Pharisäer und Schriftgelehrten nur die Nase rümpfen konnten. Im Grunde genommen bedarf der HERR nicht unserer „Gelehrsamkeit“. Denn wir sollen uns ja in erster und zweiter Linie an seiner Gnade genüge sein lassen (2.Kor. 12,9). Aber im pharisäischen Judentum gibt es keinen Raum für Gottes Gnade, weil man sich in  der Werksgerechtigkeit erschöpft. Demzufolge orientieren sich auch Israels orthodoxe Juden an der Erfüllung der geringfügigsten Einzelvorschriften, wie zum Beispiel der Beobachtung der genauen Abstände der Tefillin (Gebetsriemen), die siebenmal am linken Arm angelegt werden müssen. Auch das Anlegen des Tallit (Gebetsschals) unter dem Jackett und den erkennbaren Zizit (Schaufäden mit Knötchen) auch im Hochsommer, machen sie zu schwitzenden und wenig ansprechenden Mitbürgern, die mit ihrer doppelten Kopfbedeckung (Kippa und großer Hut) eher an Karikaturen erinnern lassen. Sie schwitzen sozusagen für das Himmelreich, weil sie an die Gnade und Rechtfertigung allein aus dem Glauben (Apologie) nicht zu glauben vermögen. Ständig fürchten sie, etwas Unkoscheres zu sich genommen zu haben. Dabei wird der Kaschrut-Stempel nur gegen Entgeld vom Rabbinat vergeben, ohne daß die Obst- oder Gemüse-Konserve im Supermarkt in besonderer Weise hergestellt wurde. Im Grunde genommen sind die orthodoxen Juden bedauernswerte Menschen, die geistlich irregeleitet sind. Aus ihrer eigenen – menschlichen – Beschränktheit projizieren die Pharisäer und heutigen orthodoxen Juden diese auch auf die Gottheit, so daß ihnen dadurch der Zugang zu ihrem Seelenerlöser Jeschua versperrt bleibt. Und all die jungen Christen, die auch aus Wiedergutmachungsgründen zum Judentum übertreten, kommen zwangsläufig in diese Denkweise hinein, die auch ihnen den Zugang zur Seligkeit verunmöglicht (Matth. 23,15). Denn all die oben angeführten äußerlichen Zeichen der Frömmigkeiten dienen ja nur dem Zweck, die Juden daran zu erinnern, daß sie von Gott die Torah (5 Bücher Mose - Pentateuch) erhalten haben, die es einzuhalten gilt. Wer  also das Heils- und Friedensangebot ausschlägt, das uns durch die Annahme des Evangeliums dargereicht wird und der Heiland Jeschua mit seinem Blut besiegelt hat, der wird nach der Härte des mosaischen Gesetzes beurteilt, das im Grunde genommen nicht einzuhalten ist, da wir von Geburt her Sünder sind und der Versöhnung mit Gott bedürfen. So ist es eine Selbsttäuschung, wenn damals wie heute die Pharisäer und frommen Juden davon ausgehen, ein einwandfreies Leben auf Kosten der Allgemeinheit zu leben. Den Heiland stört in seinem Weheruf die Gesinnung dieser Leute und damit ihre Herzenshärtigkeit. Im Blick auf seine ganz persönliche Gesinnung bekannte sogar der Apostel Paulus in Röm. 7,18: „Ich weiß, daß in mir, das ist in meinem Fleische, wohnt nichts Gu-tes!“ Diese Ehrlichkeit vermißt man auch in vielen frommen christlichen Kreisen. Der Heiland spricht mit der Verkündigung des Evangeliums alle Menschen an. Aber bis heute trifft es gerade die frommen Juden besonders. Huren, Ehebrecher, Diebe, Mörder haben es da leichter, Jeschua mit seinem Heilsangebot zu verstehen. Sie wissen allzu gut, daß sie eben nur Sünder sind, die der Erlösung bedürfen. Doch Pharisäer und viele wiedergeborene Christen halten sich als so „gute Menschen“, daß sie offensichtlich davon ausgehen, nicht zu sündigen oder eben nur ein klein wenig. Ja, deren Leben kann so einwandfrei sein, daß sie in ihrem Leben grundsätzlich keine Sünden an sich erkennen. Darum halten sie sich auch nicht für Sünder und haben daher auch kein Erbarmen mit Menschen, die gefallen sind und die gerade der Heiland ihrer Obhut anbefiehlt. Der Mensch indes ist aber nicht deshalb ein Sünder, weil er sündigt, sondern er ist vielmehr verflucht zu sündigen, weil er ein Sünder ist, dem das Fleisch anhängt. Die Sünden im Leben eines Menschen sind sehr differenziert und individuell, was auch mit den Genen zusammenhängt – die Sünden der Väter verfolgen uns. Aber ungeachtet dessen, ob jemand mehr oder weniger gesündigt hat: fest steht, daß jeder Mensch nach dem Zeugnis der Schrift „in Adam“ ein Sünder ist. Vor Gott ist kein Unterschied, „sie sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten“ (Röm. 3,23). Und mit Blick auf die Gesinnung des Menschen stellt Paulus klar: „Da ist keiner, der Gutes tue, auch nicht ein einziger“ (Röm. 3,12).

Insofern haben es selbstbewußte Christen und fromme Juden um ihrer guten menschlichen Qualifikationen willen schwerer, ins Reich Gottes zu gelangen, als solche, die wegen ihrer mannigfachen Sünden um ihren Sünderstand wissen. So hat die Sünde auch einen erzieherischen Wert, denn derjenige, der mit aufrichtigem Herzen umgekehrt ist, wird in Zukunft wachsamer sein und hat geschärfte Sinne, um eben hinfort nicht mehr zu sündigen, wie dies der Heiland all den von ihnen geheilten Menschen einschärfte. Und was auf die damaligen Pharisäer und Schriftgelehrten zutraf, betrifft auch Kirchenführer, Reformatoren, Theologen und Pfarrer. Denn wer sich hier zum Richter aufschwingt, sehe zu, daß er nicht auch falle (1.Kor. 10,12). In der kindlichen Vorstellung denken so manche Christen, daß gerade Geistliche weniger Gefahr laufen, zu sündigen. Doch gerade diese Menschen haben es schwerer, in den Himmel zu gelangen, wie überhaupt religiös veranlagte Menschen, die in irgendeiner Weise ihrer Religiosität Ausdruck verleihen und sich mit eigener Kraft um einen „guten“, das heißt untadeligen Lebenswandel bemühen. Denn nur religiöse und fromme Menschen können Pharisäer sein! Also meinen die Worte Jeschuas an die Pharisäer besonders solche, die religiös fromm und „christlich“ sind und demzufolge viel von sich halten. Was hier niedergeschrieben ist, gilt nicht für Weltmenschen, sondern es geht um die Sünden der „Frommen“; einer Menschengruppe, die sich tatsächlich einbildet, untadelig und sündenrein zu sein. Diesen Menschen geht es also nicht in erster Linie um ihre eigenen, sondern um anderer Leute Sünden, für die sie sich eigentlich nicht zu interessieren brauchen, weil sie in Wahrheit erst einmal vor ihrer eigenen Haustüre kehren sollten, wie ein Sprichwort sagt. Wie schwer werden es nicht nur die materiell Reichen, sondern auch die geistlich  „Reichen“ haben, ins Reich Gottes zu gelangen. Dies mag alles widersprüchlich klingen, aber die Macht der Finsternis schläft nicht und attackiert gerade die Frommen und deren geistlichen Narzißmus. Kritisiere einmal einen recht frommen Christen oder auch bekannte Prediger. Man wird erstaunt feststellen, wie biedere Christen dann vehement ihr Ego zu verteidigen beginnen und recht bösartig werden können. Schon die Nichtbeantwortung eines Briefes von Mitchristen ist eine lieblose Handlung, die bei vielen christlichen Verantwortungsträgern überhaupt nicht als Sünde wahrgenommen wird, weil sie bereits auf hohem Rosse sitzen. Von der Schmach Christi, die wir allesamt ja tragen sollen, kann in solchen Kreisen gar nicht die Rede sein. Hauptsache man hat einen „Sündenbock“ in den eigenen Reihen ausgemacht, auf den man ungestraft und im Chor einschlagen kann. Da spielt es auch dann keine Rolle mehr, ob man dabei Opfer von Gerüchten wurde, die aufgebauscht und triumphalistisch in die Welt hinausposaunt wurden. Hauptsache ist, daß der Schaden auch für die Reichgottesarbeit recht umfangreich ist. Daß dabei Satan die Hauptrolle gespielt hat, werden solche „Pharisäer“ gar nicht erst gewahr, weil sie sich eben für so integer halten, daß man meinen könnte, es mit Unberührbaren zu tun zu haben. Sündenerkenntnis soll stets in die Buße und Demut führen – und das ist gut so. Denn wer da meint, niemals gesündigt zu haben, kann kein Seelsorger sein. Nur gut, daß der Heiland sagte, daß bei Gott alle Dinge möglich sind, der auch tiefrote Sünden schneeweiß werden läßt (Jes. 1,18). Als der Heiland einmal von einem Pharisäer zum Essen eingeladen wurde, weil dieser ein Gespräch mit ihm suchte, folgte er dieser Einladung. Jeschua bemühte sich sehr um das Heil seines Gastgebers, indem er ihn persönlich anredete: „Simon, ich habe dir etwas zu sagen“ (Luk. 7,40). In der Folge seines Besuches warf er dem Pharisäer vor, daß er sich nicht als Gastgeber erwiesen hatte, aber der Frau, die ihm zu Füßen lag, die ob ihrer Sünden dem Messias mit Öl sein Haupt gesalbt und seine Füße mit ihren Tränen benetzt und geküßt hatte, bekannte er, daß ihre vielen Sünden ihr vergeben seien, denn wem wenig vergeben werde, liebt wenig. Dabei fügte er hinzu: „Dein Glaube hat dich gerettet, geh hin in Frieden!“ Weil die Frau liebte, wurde der Sünderin vergeben. Der Pharisäer indes ließ die Liebe vermissen, da sein Glaube keine Werke der Liebe besaß. Kalte, selbstgerechte Frömmigkeit hat nicht das Gewicht der Ewigkeit! Wer nicht selber ein Sünder war, wird kein Verständnis für den Sünder haben. Die pharisäische Kasuistik kann nur die Unerbittlichkeit des Gesetzes dem Sünder entgegenhalten. Ähnlich kann man das Kreuz der Vergebung zu einem Schwert umfunktionieren, wie es die Kirche in allen Jahrhunderten gegenüber den Juden tat. Anstatt ihnen die Liebe ihres eigenen Messias vorzuleben, verbrannte man die bekehrungsunwilligen Juden auf dem Scheiterhaufen, wie auch Luther zum Mord an den „unbußfertigen“ Juden aufrief, weil sie sich von ihm nicht hatten taufen lassen, so als handele es sich bei ihnen um Heiden, die noch nie etwas von Gott gehört hatten. Es gibt auch gesetzliche Christen, die mit ihrer Gesetzlichkeit die Liebe Jeschuas ersticken.       Die Selbstgerechtigkeit kennt keine Gnade und führt zur Selbstverblendung

Selbstgerechte sind selbstgefällig. Sie haben Lust an der eigenen Frömmigkeit statt an dem Heiland. Sie freuen und erschöpfen sich am eigenen Tun anstatt am Handeln des Heilands. Sie verherrlichen ihr EGO statt Gott. Mit dem, womit sie vor den Augen der Menschen und Mitchristen zu glänzen meinen, können sie vor dem HERRN nicht bestehen, weil Er unsere wahren Motive kennt. Orthodoxe Juden und fromme Christen stehen daher in der ständigen Gefahr, überheblich zu sein, vorschnell über andere zu richten, sich zu Handlangern übler Gerüchte zu machen, und damit ihre selbst gestrickte Gerechtigkeit sich als Schein entlarvt. Arroganz im religiösen Gewand macht blind vor sich selbst. Nur der schon selbst Gefallene und vom Heiland Begnadete weiß die Größe der Versöhnung einzuschätzen. Oder mit anderen Worten formuliert: Wenn wir mit unserer Frömmigkeit, unseren vermeintlich guten Werken und mittels unserem – angeborenen – Egoismus nur das Ich befriedigen, ja, es geradezu berauschen und uns dabei im Herzen an unserem eigenen Wesen genügen lassen, statt in allem auf den Heiland gerichtet zu sein, dann sind wir in der Tat selbstgerechte Pharisäer. Wenn wir uns zudem fromm wähnen und dabei unsere Mitchristen in irgendeiner Weise verachten, dann hat uns folgendes Gleichnis Jeschuas etwas zu sagen: „Es gingen zwei Menschen zu beten hinauf in den Tempel, einer ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst: Ich danke dir, Gott, daß ich nicht bin wie die anderen Leute, Räuber, Ungerechte, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner. Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich einnehme. Und der Zöllner stand von ferne, wollte auch seine Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: ‚Gott, sei mir Sünder gnädig!’ Ich sage euch: dieser ging hinab gerechtfertigt in sein Haus, nicht jener. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden“ (Lukas 18,10-14). Ganz abgesehen davon, daß auch wiedergeborene Christen heutzutage nicht einmal ihren Zehnten für die Verkündigung des Evangeliums spenden, weil sie das Geld lieber für sich selbst verwenden oder im günstigsten Fall für soziale Zwecke, was die Rotarier und Freimaurer wahrscheinlich viel überzeugender tun, schildert uns das Gleichnis vom „verlorenen Sohn“, eine ähnliche Geschichte mangelhafter Geschwisterliebe. Wir wissen, daß der „verlorene Sohn“ ins Vaterhaus reumütig zurückkehrte, nachdem er das Erbe des Vaters verprasst hatte und schließlich am Trog der Schweine geendet war. Als nun der Vater ein großes Fest veranstaltete, machte ihm der daheim gebliebene Sohn den Vorwurf: „Siehe, so viel Jahre diene ich dir und habe dein Gebot noch nie übertreten; und du hast mir nie einen Bock gegeben, daß ich mit meinen Freunden fröhlich hätte feiern können. Nun aber dieser dein Sohn gekommen ist, der dein Gut mit Dirnen verprasst hat, hast du ihm das gemästete Kalb geschlachtet“ (Lukas 15,29-30). Die Antwort des Vaters erinnert an die Güte Gottes gegen-über einem reuigen Sünder: „Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, ist dein. Feiern aber und uns freuen mußten wir, denn dieser dein Bruder war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist wieder gefunden!“ (Vers 31). Fürbitte für Israel

Möge der Ewige noch in diesen Tagen auch so an seinem alten Bundesvolk Israel handeln, das verloren ging, weil es seinen Heiland verstieß und noch immer verstößt. Daher setzen wir uns so nachhaltig in Israel ein, um damit auch die Kräfte des Heiligen Geistes zu bewegen, die diese dereinst Toten wieder belebt, wie dies uns Hes. 37,1-14 deutlich macht. Mag sein, daß dieses Gleichnis vom verlorenen Sohn ein Metapher für Israel in der Fremde ist und dabei auch an deren Geldgeschäfte angespielt wird. Aber dies alles soll nicht das letzte Wort Gottes sein. Denn wer kümmert sich schon seelsorgerlich um dieses Volk, das wieder in Zion leben darf und nach 60 Jahren seit seiner Staatsgründung noch immer keinen Frieden für sein Land und mit seinem Vätergott gefunden hat? Von den Kirchen und Freikirchen können wir bekennende Judenchristen keine Hilfe erwarten. Sie weiden sich allesamt nur selbst. Dies ist die eigentlich Tragik unserer Zeit, worüber andere sogenannte „Israel-Werke“ nichts schreiben und auch nichts tun, um diesem Mißstand abzuhelfen. Es ist em-pörend und nicht wieder gut zu machen, wenn täglich durch diese Versäumnisse jüdische Seelen zugrunde gehen. Daß die Rabbis nicht so denken, ist ihnen nicht einmal zum Vorwurf zu machen, nachdem was „im Namen der Kirche“ und damit auch „ im Namen Christi“ den Juden im Verlauf ihrer leidvollen Geschichte Schreckliches widerfuhr. Aber Christen, die doch vorgeben, über den Geist Gottes zu verfügen, müßte derselbe sie allesamt in die gleiche Glaubens- und Bekenntnisrichtung leiten wie uns auch, damit Israel neues Leben von Gott erhält mit der Annahme durch den Messias Jeschua, Jesus, den wahren Christus. Ist dieser heilspolitische Zusammenhang denn so schwierig zu verstehen, daß noch immer keine Bewegung durch die gesamte Christenheit geht, um endlich diese Arroganz des Besser-seins als die anderen abzulegen und damit der Dynamik der Ausgießung des Heiligen Geistes in unseren Tagen freien Lauf zu geben? In Predigten schimpft man auf die Pharisäer jener Tage und erkennt selbst nicht, wie pharisäisch die Kirche mit ihrer „Substitutionslehre“ in allen Jahrhunderten bis zum heutigen Tage handelt, indem sie sich an die Stelle Israels stellte und das Handeln Gottes am heutigen Israel lediglich als ein Politikum einstuft. Muß man bei solch einer Heils-enterbung nicht den Eindruck haben, daß die christlichen Theologen noch nicht einmal ihre eigene Bibel verstanden haben? Denn die Endzeit drängt zur Wiederannahme Israels als Volk Gottes, aber was hat man in christlichen Kreisen wirklich dafür getan und welche finanziellen Mittel dafür eingesetzt? Mehr noch: dem Widersacher geht es vital darum, auch unseren Verkündigungsdienst zu zerstören und wird sich dabei sogar „Christen“ als Werkzeuge bedienen. Unmögliches wird in der Endzeit möglich sein. Meine Seele schreit zu Gott angesichts dieser schrecklichen geistlichen Blindheit – und daran erkenne ich Gottes Gericht an einer an sich erblindeten Christenheit, die sich selbst weidet, wie dies schon Hes. 34,2ff. über die Hirten Israels beklagte, anstatt alle Kräfte dafür einzusetzen, um Israel und von dort aus sich für einen Frieden einzusetzen, den nur der Messias und Heilige in Zion, Jeschua, zu schenken vermag.

Daher, wer unseren Verkündigungsdienst bewußt und vorsätzlich boykottiert oder gar schlecht redet, handelt nicht im Sinne des HERRN, sondern ist Sprachrohr des Widersachers, der ein vitales Interesse daran hat, Israel weiterhin in die Erkenntnislosigkeit zu stoßen.

Diese Menschen, die auf den Namen unseres Messias getauft sind, haben ihn niemals erkannt und handeln auch nicht im Sinne des Vaters, dem Gott Israels. Anstatt über uns Judenchristen zu Gericht zu sitzen, sollten sie erst einmal über sich selbst ins Gericht gehen und umkehren von ihren pharisäischen Wegen, auch wenn viele Christen es nicht gern hören mögen, wenn man sie als Pharisäer entlarvt hat. So ist es auch nicht verwunderlich, wenn die Gnadenzeit ihrem Ende entgegengeht, wenn Herzen verhärtet sind und keine Einsicht mehr möglich ist, wenn dereinst blühende Gemeinden und Gemeinschaften zerstritten sind und der Friede Gottes Auszug gehalten hat.  Denn ein selbstgerechter Pharisäer haßt den Sünder, statt die Sünde. Jeschua hingegen haßt die Sünde und liebt grenzenlos jeden Sünder! Wer in seiner Frömmigkeit der Gesinnung des Pharisäers ähnelt, der ist von dem Bösen inspiriert und wird demzufolge seinen Lohn empfangen. Wer hingegen in seiner Frömmigkeit dem Verhalten Jeschuas ähnelt, der lebt aus dem Geist Gottes. Und wie es im Kleinen aussieht, so sieht es heute auch im Großen aus. So ist auch die Frage legitim, wie unsere Gemeinden beschaffen sind; eli-täre Clubs, die andere Menschen nur deshalb ausschließt, weil sie kritische Fragen stellen oder nicht angemessen gekleidet sind? Sollen nicht die Starken die Schwachen tragen (Apg. 20,35; Röm. 14,1; 15,1)? Der Selbstgerechte erhebt sich über den anderen und Andersartigen. Der geistlich Gesonnene dagegen vermag sich im Namen Jeschuas voll Erbarmen zu erniedrigen, ja, er ist sogar imstande, den anderen in Demut höher zu achten als sich selbst (Phil. 2,3). Da es in den Augen des HERRN entscheidend auf die Gesinnung ankommt, wollen wir  uns durch den Apostel Paulus belehren lassen: „Ein jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war: welcher, ob er wohl in göttlicher Gestalt war, nahm er’s nicht als Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich selbst und nahm Knechtsgestalt an, ward gleich wie ein anderer Mensch und an Gebärden als ein Mensch erfunden. Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz. Darum hat ihn auch Gott erhöht und hat ihm den Namen gegeben, der über alle Namen ist, daß in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind, und alle Zungen bekennen sollen, daß Jesus Christus der Herr sei, zur Ehre Gottes des Vaters!“ (Phil. 2,5ff.).

 

Selbstgerechtigkeit macht geistlich blind

Eines Tages brachten die Pharisäer eine Frau zu Jeschua, die sie beim Ehebruch ertappt hatten. Sie wollten ihn prüfen, ob er dem mosaischen Gesetz treu ist, wonach eine solche Frau zu steinigen wäre, und fragten scheinheilig: „Meister, diese Frau ist ergriffen auf frischer Tat im Ehebruch. Mose aber hat uns in der Torah geboten, solche zu steinigen. Was sagst du?“ (Joh. 8,4-5). Jeschua durchschaute sie alle, denn entscheidet er sich für die Ehebrecherin, hat er Moses und das Gesetz gegen sich (3.Mos. 20,10). Er wäre dann ein Diener der Sünde (Gal. 2,17). Sein Blick muß sie getroffen haben. Erbarmungslos stößt man die Frau in die Mitte, daß jeder sie sehen und mit Fingern auf sie deuten kann. Ein Vorgehen, das bis heute Schule macht: du mußt nur andere heftig beschuldigen, um vom eigenen Versagen und Schuldiggewordensein abzulenken. Man kämpft verbissen um die Wahrheit, doch ohne Liebe. So wird die Wahrheit zum Scharfrichter, indem sie Gemeinschaft zerstört, anstatt sie zu heilen. Dies bezieht sich nicht nur auf eheliche Gemeinschaften, sondern gilt für alle Lebensbereiche, auf denen man andere beschuldigt, um sich selbst zu entschuldigen. Denn was nützt alle Gerechtigkeit, aller so genannter vorgeschobener Glaube und alle Erkenntnis, wenn die  Liebe von Jeschua fehlt? Paulus meint hier treffend: „Seid niemandem etwas schuldig; denn wer den anderen liebt, erfüllt das Gesetz“ (Röm. 13,8). Die nackte Wahrheit ist für die Menschen ebenso furchtbar wie die unehrliche Liebe! Erst eine aufrichtige Liebe und eine liebevolle Wahrheit sind Quellen des Lebens und der Freude. Der Heiland war durchdrungen von der Liebe und Güte des erbarmenden Vaters und ringt innerlich um diese Frau. Vielleicht dachte er bei seiner Urteilsfindung an Psalm 103? Daraufhin sagte er den Verklägern: „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie“ (Joh. 8,7). Vom Gewissen überführt, ging einer nach dem andern hinweg, bis schließlich Jeschua mit jener Frau allein stand und zu ihr sagte: „Frau, wo sind sie, deine Verkläger? Hat dich niemand verdammt? Sie aber sprach: Herr, niemand. Jeschua aber sprach: So verdamme ich dich auch nicht; gehe hin und sündige hinfort nicht mehr!“ (Joh. 8,10-11).

Der Messias Jeschua geht nicht mit uns um, wie wir es verdient haben, so daß die Ehebrecherin bekennen kann: „Mir ist Erbarmung widerfahren; Erbarmung, derer ich nicht wert bin!“ Der Jude Stefan Zweig sagte einmal: „Es macht mehr Freude, Menschen zu verstehen, als sie zu richten!“ Dies bedeutet nicht, ihr Verhalten gut zu heißen. Vielmehr bedeutet dies, gefallenen und reumütigen Christen in Liebe zu begegnen, sie innerlich aufzurichten und sich mit den so Betroffenen zu versöhnen.  Selbstgerechte rühmen sich ihres Glaubens, ihrer Bildung und ihrer Erziehung. Sie halten sich nicht für Sünder, aber sie sind Pharisäer. Eine solche Haltung hat jeder, der sich in irgendeiner Weise über irgendeinen anderen erhebt. Ist dann die Selbstgerechtigkeit nicht eine noch größere Sünde, weil sie in der Regel nicht als Sünde wahrgenommen wird und somit auf dem Soll-Konto stehen bleibt, weil darüber keine Buße erfolgt? Der Heiland beklagt die Heuchelei in frommen Kreisen

Der Heiland prangert in unserem Eingangswort die Pharisäer als Heuchler an. Heuchler kleiden die Selbstgefälligkeit in die Gestalt frommer Dankgebete. In ihren Bußbezeugungen genießen sie ihre eigene Demut. Sie sind dabei hochmütig demütig. Nicht nur Pharisäer in damaliger Zeit, sondern auch so manche Christen legen großen Wert darauf, in ihrer Frömmigkeit von den Leuten gesehen und geachtet zu werden, weil sie damit vor ihnen glänzen möchten (Matth. 23,5). Wie schon gesagt, waren und sind auch heute noch die frommen Juden die Statthalter der jüdischen Tradition und werden mehr geachtet als die arbeitende Bevölkerung. Ein Gottesmann sagte einmal, daß bei den arg Frommen die Gefahr bestünde, daß sie leider „mehr arg als fromm“ seien. Denn ich kenne Christen, die von solchen „arg Frommen“ so angeekelt waren, daß ihnen ihr Glaube zur Anfechtung wurde – und dies, weil die „arg Frommen“ die Liebe vermissen ließen. Heuchlerische Pharisäer hatten in den Versammlungen lange Gebete gesprochen (Luk. 20,47). Und heute? Gebetsversammlungen sind eine gute und notwendige Einrichtung, aber sie dienen nicht dazu, um mit schönen Formulierungen vor den Anwesenden zu glänzen. Der Heiland verweist daher auf das „Kämmerlein“, wenn man im Rahmen des Gebetes  seinem Heiland gegen-über das Herz ausschütten will (Matth. 6,6). Nicht nur die heuchlerischen Pharisäer hatten ein enges Gewissen in kleinen Dingen und ein weites in großen, „sie seihen Mücken und verschlucken Kamele“ (Matth. 23,24). Sicherlich gibt es dies nicht nur in pharisäischen Kreisen zur Zeit Jeschuas, daß Geistliche sich auf dem Markt und in der Öffentlichkeit grüßen lassen (Matth. 23,5-7) oder bevorzugte Sitzplätze einnehmen. Und man kann den Pharisäern nicht allein anlasten, daß ihre „Becher und Schüsseln“ auswendig rein sind, „inwendig aber sind sie voll Raub und Gier!“ (Matth. 23,25). Wie menschenverachtend sich doch die Missionare bei der Eroberung des amerikanischen Kontinents verhielten, indem sie mit den Konquistadoren gemeinsa-me Sache machten. Oder denken wir an die Zustände im Vatikan, wo gefoltert und gehurt wurde (Borgia). In ihrem Inneren vergleicht der Heiland sie allesamt mit Unflat und Totengebeinen und nennt sie „übertünchte Gräber“ (Matth. 23,27). Denken wir bitte schön an die Millionengeschäfte amerikanischer TV- Pastoren oder auch an das Holyland-Business, denn „mit Israel kann man gute Geschäfte machen“ (Zitat: Ludwig Schneider). Wenn ich gesündigt habe, tue ich Buße, weil ich mich nicht an die Auflagen der Schrift gehalten habe, aber dieser ganze oben angeführte Personenkreis empfindet sein Handeln nicht einmal als Sünde, sondern sie treiben ihren Mammonsdienst weiter und gieren nach der Gunst der Juden – Hauptsache, daß der Hinweis auf eine Umkehr zu dem Messias Jeschua unterbleibt, denn mit seinem Namen kann man sich nur Unannehmlichkeiten einhandeln. Heuchlerische Pharisäer machen sich zum Sittenapostel über andere und entsetzen sich über deren Tun, frei nach dem Motto: wo das Aas ist, sind auch die Geier. Wenn wir zu manchen bösen Taten noch nicht versucht und verführt wurden, dann ist dies der Bewahrung durch den HERRN zuzuschreiben. Aber ich selbst habe den Satan erlebt und kennengelernt, was handfeste Versuchung ist, was mich auch zukünftig daran hindern wird, mich über andere zu erheben. Denn heuchlerische Pharisäer richten über die Sünden anderer und verurteilen die Sünder. An dieser ungeistlichen, fleischlichen Übung haben sie sogar Wohlgefallen und wissen wohl nicht, daß möglicherweise jede Sünde auch in ihrem Herzen eine Wurzel hat. Es ist stets Heuchelei, wenn wir uns über einen Sünder erheben, vor allem dann, wenn durch die Weitergabe übler Gerüchte ein Werk Gottes zerstört werden soll. Hierzu gibt es keine Rechtfertigung, zeigt aber, daß die Triebfeder solch frömmelnder Christen nicht der Geist Gottes ist, sondern der Geist des Widersachers, der die gläubige Schar auseinanderzudividieren (divide et impera) sucht. Oder kennt Ihr Eltern, die ihre erwachsenen Kinder, von denen sie verlassen wurden und am „Trog der Säue“ endeten, die ihr Geld „mit Hurerei verschlangen“, nicht gerne wieder aufnehmen, wenn diese zerknirscht, elend und reumütig wieder heimkehren? Oder  verwerfen wir sie immerdar? Ich denke in diesem Zusammenhang an ein 17-jähriges Mädchen. Ihre Eltern bekannten sich zum christlichen Glauben. Ihre Tochter bekannte, daß sie ein Kind erwarte und sie im dritten Monat schwanger sei. Unter Tränen berichtete sie, daß sie das auch ihrem Vater bekannt habe. Doch die Reaktion des Vaters machte sie bestürzt, denn er verlangte von seiner Tochter, zu „jemandem“ zu gehen, der ihr das heranwachsende Kind „beseitigen“ solle. Die Tochter verstand ihren vermeintlich christlichen Vater nicht mehr, und so fragte sie an: „Halten Sie es für möglich, daß ein so grausamer Vater vom Geist Christi geführt sein kann, wenn er eine solche Forderung an mich richtet?“ Und in der Tat mußte ich jener werdenden Mutter beipflichten, daß das, was der Vater erwartete, nicht vom Geist Christi, sondern vom Geist Satans veranlaßt war. Aber ein Gespräch mit den Eltern führte zu keiner Erkenntnis. Und so war ich tief betrübt über den Tatbestand, daß sie um ihr christlich-bürgerliches Image mehr besorgt waren als um ein bibelkonformes Verhalten im Namen Jeschuas. Ein Mord war den Eltern in diesem Fall lieber als die mögliche Schande vor den Menschen. Bei jeder Art Frömmigkeit lauert die Sünde der Heuchelei vor der Tür, denn der Mitmenschlichkeit haben wir als Christen stets den Vorrang einzuräumen. Hier muß sich jeder Christ fragen, ob auch bei ihm heuchlerische Gedanken aufgekommen sind, denn Heuchelei ist eine Sünde – und die wenigsten Christen haben dies bislang erkannt und Buße darüber getan. Entspricht der Lohngedanke der Bibel?

In der Welt ist es so, daß jedermann seines Lohnes wert ist (Luk. 10,7). Aber das Lohndenken ist nicht nur Pharisäern eigen. Lohnspekulanten denken bei ihrem frommen und sozialen Tun gerne an den „Lohn im Himmel“. Aber was möchte uns da das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg sagen (Matth. 20,1ff.)? Hiernach wurden Arbeiter für den Weinberg zu verschiedenen Stunden des Tages gedingt. Am Ende des Tages bekamen alle Tagelöhner den gleichen Lohn. Dabei erhielten die ersten nicht weniger, als mit ihnen zuvor vereinbart worden war. Dennoch ärgerten sich diese darüber, daß die zuletzt Angeworbenen den gleichen Lohn erhalten hatten. Grundsätzlich festzuhalten ist, daß wir vor Gott keine Entlohnung verdienen. Von ihm gibt es lediglich einen Gnadenlohn. Am Reiche Gottes nimmt nicht teil, wer sich die Teilhabe „verdient“ hat, sondern derjenige, dem es der Heiland aus Gnaden schenkt. Ich habe schon manchen Frommen gefragt, worauf er seine Hoffnung gründet, einmal ewige Seligkeit zu erlangen, bzw. bei der Entrückung dabei zu sein. Nicht selten erhielt ich zur Antwort, daß man sich ja bekehrt habe; darum glaube man auf die Erfüllung dieser Hoffnung ein Anrecht zu haben. Fest steht, daß niemand deswegen einer geistlichen Hoffnung gewiß sein kann, weil er sich bekehrt hat, sondern allein darum, weil Gott Gnade schenkt. Wer diese Hoffnung auf seine Bekehrung gründet, der irrt! Wen der Heilige Geist bekehrt hat, der beginnt allein aus Gnade zu leben und rühmt sich auch ihrer allein. Eigentlich beginnt ein solcher Mensch ein neues Leben, das ihm Kämpfe verheißt, die er bis dato noch nicht kennengelernt hat, weil er dann zur Zielscheibe des Widersachers geworden ist. Einmal sagte mir ein „Bekehrter“ im Blick auf die Unbekehrten: „Es ist ganz richtig, daß alle unbekehrten Menschen verloren gehen werden. Sie hätten sich ja bekehren können, dann wäre ihnen das Himmelreich sicher gewesen“. Wer um seiner Bekehrung willen auf seinen Lohn spekuliert, wird enttäuscht werden, denn wer zu Jeschua, dem Gekreuzigten, gefunden hat, kann das Heil nur aus Gnaden von seinem Herrn erwarten. Denn – wie oben gesagt – beginnt mit der Bekehrung erst der Kampf mit uns selbst und mit dieser gefallenen Welt. Der Egoismus ist Bestandteil unseres Fleisches. Er begleitet uns ein Leben lang. Manche meinen, daß man ohne einen „gesunden“ Egoismus nicht überleben könne. Aber nichts ist abstoßender als der Heilsegoismus, der davon ausgeht, Hauptsache ich komme in den Himmel. Was mit den anderen Menschen geschieht, ist deren Sache. In Matth. 21,31 sagt dazu der Heiland: „Die Zöllner und Huren mögen wohl eher ins Himmelreich kommen als ihr!“. Zöllner und Huren merken es offenbar eher, daß sie nichts für den Erwerb des Himmels vorweisen, noch überhaupt je verdienen können. Denken wir dabei an das Gleichnis vom verlorenen Sohn, wo der reumütige Sohn seinen  Vater wieder erhalten hatte – zum Ärger seines anderen Sohnes (Lukas 15,29). Oder ärgern wir uns gar, daß es bei Gott kein Ansehen der Person gibt? Ärgern wir uns etwa, daß im Gleichnis vom großen Abendmahl „Gerechte und Ungerechte, Gute und Böse“ zum Fest geladen sind (Luk. 14,16ff.)? Im Gleichnis vom barmherzigen Samariter wird uns berichtet, daß ein Mensch unter die Räuber gefallen war und auf Hilfe wartete. Ein Priester kam des Weges, wobei sich der Verletzte freute, daß ausgerechnet ein Priester zur Stelle war und war sich sicher, daß er ihm helfen und verbinden würde. Doch dieser Priester ignorierte ihn und unterließ die notwendige Hilfeleistung. Die gleiche Enttäuschung erlebte er mit einem Leviten. Erst ein Samariter, der gar nicht dem Volke Israel angehörte, erwies ihm die ersehnte Hilfe (Luk. 10,30ff.). Der Messias Jeschua sagte wohl nicht ohne Groll: „Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr verzehntet Minze, Dill und Kümmel und lasset dahinten das Wichtigste im Gesetz, nämlich das Recht, die Barmherzigkeit und den Glauben! Dies sollte man tun und jenes nicht lassen“ (Matth. 23,23). Meinen wir tatsächlich, daß unsere Frömmigkeit samt unseren Gebeten, dem Besuch christlicher Versammlungen und dem Opfer von Gaben ein Ausgleich sein könnte für das, was wir im täglichen Leben am Nächsten versäumen? Und wenn auch noch ein Glaubensbruder gefallen ist, dann ist es eine schwere Versündigung, ihm noch einen Schubs zu geben, damit er möglichst noch in einen Abgrund stürzt. Noch schlimmer ist es, wenn auch noch die Glaubensgeschwister, die dem Gefallenen beiseite stehen, aus Strafe auch noch gemieden werden, so als wären auch sie in Sünde gefallen. Wer derart hochmütig handelt, ist schlichtweg kein Christ, sondern schlimmer als ein Weltmensch. Denn wer sich auch zum christlichen Glauben bekehrt, in dem verbleiben noch die Anlagen der Vorväter, wie Jähzorn, Cholerik, Ungerechtigkeit, Neid, Mißgunst und vor allem Lieblosigkeit. Nur im und durch den Glauben an unseren Heiland können wir die Bürde der Väter überwinden. Denn ein vom Heiligen Geist gewirkter Glaube drängt auf die Verwirklichung und Auswirkung der neuen Herzenshaltung (Ge-sinnung) durch uns als die Rezeptoren dieses Geistes. Schließlich sind wir nicht wie ein Schwamm, der die Gaben des Geistes Gottes in sich aufnimmt, ohne daß dies in unserer Handlungsweise ihren Niederschlag findet. Dies heißt, daß der Herr durch seinen Geist von uns tätige Liebe im aufopfernden Dienst an unserem Nächsten erwartet. Ist dies zuviel verlangt, wo er uns zuerst geliebt hat und uns jederzeit verzeiht, wenn wir gefehlt haben? Es ist eine leidige Tatsache, daß manche fromme Aktivität lediglich eine Kompensation (Ausgleich) für einen ungöttlichen Lebenswandel ist. Es erinnert an die Einstellung der Pharisäer, wenn wir jeden Sonntag in der Kirche sitzen, aber unser christliches Leben im Alltag vernachlässigen. Denn der Ewige schaut auf das Herz des Menschen, ob unser Glaube umgesetzt wird am Dienst an den Schwachen, im missionarischen Einsatz und überhaupt am Dienst gegenüber unserem Nächsten (Jak. 1,27). Dies allein ist Gott wohlgefällig – weniger die frommen Sprüche. Die pharisäische Sünde des frommen „Tauschgeschäftes“ lauert vor der Tür eines jeden Christen, aber der Heiland läßt sich keinen Sand in die Augen streuen, denn vor den Menschen können auch religiöse Menschen schauspielern, aber der HERR kennt unser Herz und weiß sehr wohl zu beurteilen, wie ernst wir unseren Glauben nehmen und welche persönlichen Risiken wir für unser Bekenntnis auf uns nehmen. Der fromme Terror Bis zum heutigen Tage vermehren und radikalisieren die Pharisäer unserer Tage die Torah, die aus den Gesetzestafeln des Moses’ einen Vorschlaghammer gemacht haben. Dieses Instrument der Radikalisierung heißt „Talmud“, das „mündliche“ Gesetz, sprich: von Menschen konstruiertes Beiwerk der Gesetze Gottes, um „göttlicher“ zu sein als Gott selbst. Fünf Jahre lang von 1962 bis 1967 hatte ich gegen-über dem Oberrabbiner Dr. Lichtigfeld meine Vorbehalte hinsichtlich des Talmuds schriftlich vorgetragen. So gibt es zu dem Schabbatgebot 1521 Ausführungsbestimmungen. Wer sich mit dem Talmud einläßt, begibt sich in ein Labyrinth, das zu keinem Ausgang führt. Es gibt keinen noch so frommen Juden, der imstande wäre, alle diese 613 Gebote und Verbote einzuhalten. Schon zu seiner Zeit lud der Heiland die „Mühseligen und Beladenen“ ein, zu ihm zu kommen und sagt: „Mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht“ (Matth. 11,30). Damit wollte er deutlich machen, daß die Pharisäer mit ihren eigenmächtigen Bestimmungen dem Volke eine unerträgliche Last auferlegten. In unserem Eingangswort Vers 4 erklärt er folgerichtig: „Sie binden schwere Bürden und legen sie den Menschen auf den Hals.“ Durch den frommen Terror verschließen die Pharisäer das Himmelreich vor den Menschen (vgl. auch in diesem Kontext Joh. 7,49). Ich fragte einmal einen katholischen Priester, warum sie dem Menschen erst auf dem Sterbebett in Verbindung mit dem Sakrament der letzten Ölung die volle Gnade anbieten und den Menschen darauf hinweisen, daß nicht seine Frömmigkeit, sondern die Gnade Jeschuas der Grund der biblischen Hoffnung sei. Der Priester antwortete mir, daß dies pädagogische Bedeutung habe, nämlich die, daß der Mensch die Botschaft der Gnade mißbrauchen könnte. Außerdem könnte durch die Botschaft der Gnade die Masse der Gläubigen die   notwendige Bindung zur Kirche verlieren. Die Bedenken jenes Priesters, der sich zum Sprach-rohr seiner Kirche machte, sind menschlich verständlich. Sie wa-ren schon zur Zeit des Apostels Paulus akut (vgl. Röm. 5,20; Gal. 3,24-25). Der fromme Terror bindet den Menschen an Institutionen. Er bindet ihn im katholischen Glauben an die „allein selig machende Kirche“, statt an den allein selig ma-chenden Herrn Jesus. Jede christliche Gemeinschaft, die den Menschen an sich zu ketten bemüht ist, um ihn für sich zu gewinnen, vereinnahmt den Menschen – auch für eigene Interessen.

Bedenklich ist auch, wenn man Menschen im wahrsten Sinne des Wortes die Hölle heiß macht, damit sie sich bekehren. Eine angstmachende Verkündigung des Evangeliums führt zu „Angstbekehrungen“, die nicht aus einer inneren Überzeugung kommen. Auch bei der Kindererziehung gilt es, in dem heranwachsenden Menschen ein Heilsbedürfnis zu wecken und nicht ständig mit Höllenqualen zu drohen, die nicht zu rechter Buße führen. Aus der biblischen Bekehrungsfreude wird damit ein Bekehrungskrampf. Auch plötzliche „Bekehrungen“ bei christlichen Veranstaltungen, wo die Zuhörer aufgefordert werden, nach vorne zu kommen und sich vor den Zuhörern zu outen, sind nicht unbedingt wirkliche Bekehrungen, weil sie aus dem Gefühl, aber nicht aus einer ganz persönlichen Entscheidung heraus begründet sind. Ins Reich Gottes kommen nur Freiwillige, weil das Evangelium eine Einladung ist, das Heil in dem Messias Jeschua anzunehmen. Zwang ist dabei der falsche Weg, denn der HERR zwingt keinen Menschen, weder zur Buße noch zur Bekehrung. Dabei denke ich an christliche Versammlungen, in denen die Mitglieder zu Bußbekenntnissen gezwungen werden. Man verlangt von ihnen, daß sie Einzelheiten ihrer Vergehen berichten. Man dringt so lange in sie, bis sie jeden Schmutz in allen Einzelheiten ausgebreitet haben. Die Folge solchen frommen Terrors ist oftmals sehr traurig. Frank Buchmann hat einmal gesagt: „Das Bekennen unserer Sünden, das heißt dessen, was der Teufel getan hat, soll unter vier Augen geschehen. Das, was Gott getan hat, soll vor die Gemeinde!“ Ebenso ist es ein frommer pharisäischer Terror, wenn wir unsere Mitmenschen in ihrem Tun kontrollieren und schickanieren. Ich denke dabei an ein Mitglied unserer „Messianischen Bekenntnisgemeinschaft“ in Israel, das mich zur Abhaltung eines Hauskreises nach Rischon le-Zion einlud.  Da sie aber auch die örtliche Gemeinde des Baruch Maoz besuchte, mußte sie am folgenden Schabbat vor der ganzen Gemeinde dafür Buße tun, daß sie mich zu ihrem Hauskreis eingeladen hatte. Überhaupt wachen sämtliche Gemeindeleiter messianischer Gemeinden in Israel über ihre Gemeindeglieder, als seien sie Möbelstücke. So herrschte Joseph Schulam meinen Stellvertreter, Dr. Joseph Alkahe, am Telefon an, weil wir aufgrund unserer Pressekampagnen von der Lehrerin Ruth Paz um eine Unterredung in ihrer Wohnung eingeladen worden waren. Schulams Begründung war, wir würden Mitglieder seiner Gemeinde abwerben. Dabei hatte Frau Paz nicht ein einziges Mal erwähnt, daß sie die Gemeinde von Schulam besuchte. Frau Paz war durch die Praktiken einer pfingstkirchlichen Gemeinschaft in arge Anfechtung gekommen und bat deshalb um eine Konsultation durch uns.

Es ist auch wenig liebevoll, unsere Mitgeschwister in ihrem Tun zu observieren, wenn wir die Art der Kleidung und ihren Umgang mit anderen Menschen kontrollieren und sie dabei nach dem Maßstab unserer Frömmigkeit beurteilen und „ermahnen“.

Ich lernte einmal eine gläubige Frau kennen, die zu den Stillen im Lande zählte. Sie hatte eine Haartracht, wie man sie in jener Gemeinde, der sie angehörte, für fromm  hielt. Als Folge eines Autounfalls fielen ihr die Haare aus. Der Arzt riet ihr deshalb, die wenigen Haare abzuschneiden und in Zukunft kurz zu tragen. Daraufhin distanzierten sich die „Geschwister“ in der Gemeinde von ihr. Ihr war nicht einmal bewußt, warum dies geschah und geriet daraufhin in eine notvolle Vereinsamung. Wer gibt uns das Recht, den Menschen nach seiner Haarfrisur zu beurteilen oder sogar zu verurteilen? Wie obskur dies ist, sehen wir bei den Frauen der orthodoxen Juden, die sich den Kopf kahl scheren, weil dies in Jes. 3,24 so steht. Dafür kaufen sie sich dann Perücken mit „kraus gelocktem Haar“, was man ebenfalls als Eitelkeit apostrophieren könnte. Schließlich geht es auch hier um die rechte Herzenseinstellung und nicht um einen äußerlich zur Schau getragenen Gottesdienst. Es ist eine Tatsache, daß sich geistliches Leben auf den gesamten Lebensstil eines Menschen auswirkt, also auch auf Kleidung und Haartracht. Jedoch sollte Geistliches nicht zum Gesetzlichen entarten. Für jeden Christen lauert die pharisäische Sünde sozusagen vor der eigenen Tür. „Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer!“ hat jedem von uns etwas zu sagen, der ein ernsthafter Christ sein will. Buße über unseren Pharisäismus tut not. Nichts hindert uns so sehr, in der Welt unseren Auftrag im Namen des Messias Jeschua zu erfüllen, ihr das Evangelium anzubieten, wie gerade der Pharisäismus. Wer sich als Christ noch nicht als Pharisäer ertappt hat, der sollte den Mut haben, sich vom Geist Gottes von seiner Sünde des Pharisäismus überführen und im Blick auf die pharisäischen Sünden sich vom Heiland sagen zu lassen: „Ich habe mit dir zu reden!“ Aber dafür muß man erst über sich selbst stille werden, um diesen Einwand seines Erlösers zu vernehmen, und diese Stille ist das Ergebnis einer rechten Demutshaltung, die all jenen geschenkt wird, die geistlich nicht hochmütig sind. Von den Sünden der „Frommen“

Wenn in der Bibel von den Pharisäern die Rede ist, dann stellt man sich Männer mit Bärten und wallenden Gewändern vor. Heute sind es die in einen Kaftan gekleideten orthodoxen Juden, die gleich zwei Kopfbedeckungen tragen und dies ungeachtet der Jahreszeit. Unter den Christen erkennt man im allgemeinen den Pharisäer erst an dessen steifer und moralisierender Haltung gegenüber anderen Menschen und Mitchristen. Obschon die Pharisäer so fromm waren und an den Torah-Vorschriften buchstabengetreu festhielten, bekämpfte sie der Heiland geradezu leidenschaftlich. Er konnte allen Menschen seiner Zeit helfen, nur diesem Personenkreis nicht. Sie waren sich des Heils so sicher, daß sie keiner Korrektur bedurften. Markant ist die Affinität mit so manchen Christen, die davon ausgehen, das ewige Leben bereits in der Tasche zu haben. Und jeder, der sie an der Heilsgewißheit zweifeln läßt, wird als Versucher gebrandmarkt. Und das Tragische dabei ist, daß auch die Pharisäer sich nicht bewußt waren, daß sie geistlich hoch-mütig waren, weil sie ja soo fromm sind. Ob jemand sich nur für fromm hält oder auch fromm ist, kann man an vielem erkennen. Unlebendige Frömmigkeit findet man dort, wo man in der Kirchenbank sein Sonntagsgot-tesdienstprogramm abspült, ohne sich um den Nebenmann zu kümmern. Leben schafft Leben, Unlebendigkeit ist die Folge von Leb-losigkeit, und Leblosigkeit resultiert aus Lieblosigkeit. Diese Kausalkette ist nur wenigen Christen bewußt. Auch die Rechtgläubigkeit im Sinne einer Rechthaberei verhilft nicht zum rechten Seelsorger, Denn man muß den Sünder dort abholen, wo er steht. Es kann somit einer den ganzen Katechismus bejahen und doch lieblos und hart sein. Es gibt eine Flucht in die Orthodoxie (Strenggläubigkit), um nicht praktisch tätig sein zu müssen. Auch die orthodoxen Juden in Israel reden gern von „mitzvot“ (gute Taten). Als ich aber die Leser einer israelischen Tageszeitung befragte, ob jemand von ihnen seitens eines frommen Juden eine gute Tat erlebt hatte, erhielt ich keine einzige Rückmeldung. Bei dem Wort „Rechtgläubigkeit“ muß die Betonung auf der zweiten Silbe liegen, denn Gläubigkeit ist nur dann glaubwürdig, wenn dies auf Vertrauen, Verständnis, Kindlichkeit und Demut beruht. Aber neben der Rechtgläubigkeit lauert sogleich auch die zweite Sünde, die mit ihr verwandt ist: die Rechthaberei. Ein echter Christ sagte einmal: „Recht gehabt zu haben ist in der Ehe das traurigste Geschäft!“ Es ist auch in anderen menschlichen Beziehungen so, und am meisten Gott gegenüber. Pharisäer haben sogar Gott gegenüber recht, und darum brauchen sie auch nicht die „Rechtfertigung aus dem Glauben“, von der Paulus zeugt. Wer sich außerhalb seiner sündhaften Natur stellt, ist vom Widersacher längst eingeholt worden. Diese Erfahrung mußte ich selbst auch erst lernen. Für den Gestrauchelten ist es wenig hilfreich, wenn wir ihm das göttliche Strafgericht vor Augen führen. Allzu schnell landen wir dann im Lager der Selbstgerechtigkeit. Diese Spezies der Selbstgerechten glaubt zweifellos an den Erlöser, aber sie fühlt sich nicht als Sünder, weil sie ja bekehrt ist. Aber der Widersacher läßt gerade solche genügsamen Christen nicht in Ruhe – im Gegenteil. Je höher der geistliche Stand einer Person ist, desto mehr und intensiver wird der Widersacher ihn versuchen, um ihn gänzlich zu Fall zu bringen. Es gibt eine Altersweitsichtigkeit, die in die Ferne scharf sieht, aber in der Nähe nicht. Das ist deren Krankheit. Sie sehen ausgezeichnet die Sünden anderer, aber ihre eigenen sehen sie nicht. Wenn einer seinen Anzug für rein erklärt, so kann dies zwei Gründe haben: entweder der Anzug ist tatsächlich rein, oder der Besitzer sieht schlecht und ist zu früh zufrieden. Letzteres ist die Lage der Selbstgerechten. Gerade diese Haltung hat der Kirche Christi, die doch grundsätzlich eine Kirche von erlösungsbedürftigen Sündern ist, am meisten geschadet. Chesterton hat recht, wenn er sagt: „Das Christentum wurde unpopulär, nicht wegen der Demut, sondern wegen des Hochmuts – und das will das Gleiche sagen wie: wegen der Selbstgerechtig

keit der Christen.“Noch ein letztes Wort des gleichen Stammes gehört hierher. Es nennt eine Hauptsünde der Frommen: das Richten. Natürlich kennen wir alle das Wort: „Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet werdet“, aber wir beziehen es nicht auf uns. Vom verlorenen Sohn heißt es in seiner Entscheidungsstunde: „Da schlug er in sich“, was heißt: er wendet die Kritik gegen sich selbst. Wir Frommen haben oft so schrecklich viel mit der bösen Welt um uns herum zu tun, daß wir gar nicht die Zeit haben, uns mit unseren Sünden zu beschäftigen und in uns zu schlagen. Wir schlagen viel lieber nach außen. Wehe dem, der in die Hände der „Frommen“ fällt!Bei diesem Gericht pflegt es nicht nach dem Rat des Katechismus zu gehen: „Wir sollen Gutes von ihm reden und alles zum Besten kehren.“ Wenn Worte zur Waffe werden

Rufmord ist eines der schäbigsten Verbrechen, und es hat fatale Folgen für die Opfer: Mit heimtückischen Gerüchten wird die Existenz anderer Menschen, ja eines ganzen Gotteswerkes bedenkenlos durch und von Christen zerstört. Bis zu 120 000 Fälle registriert die Polizei jährlich – so viele wie noch nie. Die Dunkelziffer wird dreimal so hoch geschätzt. Psychologen sprechen von einem Phänomen unserer Zeit. Dabei bietet sich das Internet geradezu als Medium der Verleumdung an. Ein Unternehmer aus Hamburg steht vor dem Ruin, weil eine Mitarbeiterin verbreitet, von ihm sexuell belästigt worden zu sein. Ein Chefarzt aus Köln kämpft um seinen guten Ruf, seit Kollegen behaupten, er habe ein Alkoholproblem. Psychologen sprechen von einem nie dagewesenen Ansturm von Mobbing-Opfern. Opfer von Verleumdungskampagnen, deren vernichtende Auswirkungen lange Zeit unterschätzt wurden. - Tatort Job: Experten gehen davon aus, daß Rufmord die Waffe Nummer eins ist, um Konkurrenten im Job oder in einer Branche aus dem Weg zu räumen.

- Tatort Ehe: Scheidungsanwälten zufolge werden die meisten aller Sorgerechtsverfahren durch Rufmord angezettelt. So auch im Fall des Frank Clemens: Vor drei Jahren beschuldigte ihn seine Exfrau, die gemeinsame Tochter sexuell belästigt zu haben. Vor Gericht konnte er indes seine Unschuld beweisen – doch seinen guten Ruf und das unbeschwerte Verhältnis zu seiner Tochter hatte er für immer verloren.

So gibt es etliche Tatorte, wie mit der Nachbarschaft oder bei Erbauseinandersetzungen in der Familie. Sieger bei alledem ist die Macht der Lüge, denn das Heimtückische vieler Rufmordkampag-nen liegt im Tatbestand, daß der Urheber anonym zu bleiben versucht. Christen sind dabei in einer besonders prekären Lage, weil sie von ihrem Glauben her keine weltlichen Gerichte anrufen dürfen und somit solchen Angriffen wehrlos ausgeliefert sind. Doch freiwillige Helfer – leider oft noch im christlichen Gewand – sind dann allzu schnell zur Stelle, um fleißig bei der Verbreitung der vermeintlichen Skandale zu helfen. Die Freude am Skandal ist unüberhörbar. Gioacchini Rossini läßt  in seiner Oper „Der Barbier von Sevilla“ Dr. Bartolo die folgende Baß-Arie singen: (ital.: La calumnia, è un venticello)“Die Verleumdung, sie ist ein Lüftchen, kaum vernehmbar, in dem Entstehen, still und leise ist sein Wehen; horch, nun fängt es an zu säuseln; immer näher, immer näher kommt es her. Sachte, sachte, nah zur Erde, kriechend, schleichend, dumpfes Rauschen! Wie sie horchen, wie sie horchen, wie sie lauschen, wie sie lauschen, und das zischende Geflüster dehnt sich feindlich, dehnt sich feindlich aus und düster, und die Klugen und die Tröpfe, und die Klugen und die Tröpfe, und die tausend hohlen Köpfe macht sein Sausen voll und schwer. Und von Zungen geht’s zu Zungen, das Gerede schwellt die Lungen, das Gemurmel wird Geheule, wälzt sich hin mit Hast und Eile, und der Lästerzungenspitzen zischen drein mit Feuerblitzen, und es schwärzt sich Nacht und Schrecken schaurig immer mehr und mehr. Endlich bricht es los das Wetter, unter gräßlichem Geschmetter, durch der Lüfte Regionen tobt’s wie Brüllen der Kanonen, tobt’s wie Brüllen der Kanonen, und der Erde Stoß und Zittern widerhallt in den Gewittern, in der Blitze Höllenschlund, ja, in der Blitze Höllenschlund, und der Erde Stoß und Zittern widerhallt in den Gewittern. Und der Arme muß verzagen, den Verleumdung hat geschlagen, schuldlos geht er dann, verachtet, als ein Ehrenmann zugrund, und der Arme muß verzagen, denn Verleumdung hat geschlagen(…)“Auch in christlichen Gemeinschaften wird das Klima bei abnehmenden Spenden rauer und die Aggressivität größer. Bereits  negative Andeutungen genügen, um Menschen ihre Würde zu nehmen, indem man in ihren Intimitäten herumschnüffelt. Da sind sich auch christliche Medien nicht zu schade und stellen sich der Welt gleich. Der Psychologe spricht von einer schamlosen Gesellschaft, in der vielen Menschen jedes Mittel recht ist, sich bei zunehmendem Konkurrenzdruck Ansehen zu verschaffen. „Neid und Mißgunst sind der Stoff, aus dem Verleumdungen entstehen. Dabei potenziert das Internet die Gefahr, Opfer eines Rufmordes zu werden, um ein Vielfaches. Experten sprechen von dem gefährlichsten Klatschblatt der Welt. „Wer sich mit dem Medium auskennt, kann völlig anonym und beliebig auf vielen Seiten im Netz Menschen mit Bild und Wort verunglimpfen“, sagt Thomas Volkmer, Betreiber einer Beratungsstelle für Opfer von Rufschädigung im Internet. „Die Motive für Diffamierung reichen von Heimtücke und Haß bis hin zu bloßer Rache.“ Niemand ist vor solchen Angriffen sicher, weil wir jedem alles zutrauen. Wir leben in einer Kultur des Verdachtes.“ Überführten Rufmördern drohen bis zu 10 000 Euro Geldstrafe oder Haft. Dabei werden zwei Straftatbestände unterschieden: Üble Nachrede mit einer Strafe bis zu zwei Jahren Gefängnis und Verleumdung. Im Wiederholungsfall drohen bis zu 250 000 Euro Strafe.

Aller Tratsch ist häßlich, aber der fromme Tratsch, der über andere herfällt, weil sie anders sind, weil sie gestrauchelt sind, weil Sünde potenziert wurde, weil der Betroffene gar nicht erst befragt wurde, ist das Häßlichste, was Satan zu produzieren vermag, wenn er sich dabei ausgerechnet Christen dienstbar machen kon-nte. Da gibt es geradezu eine Leidenschaft, die Grenzen zwischen „fromm“ und „gottlos“ zu ziehen und dann über Grenzüberschreitungen zu Gericht zu sitzen. Wir haben von unseren „Vorfahren“, den Pharisäern, die Leidenschaft der Gesetzlichkeit geerbt. Es ist uns nicht wohl, wenn wir’s nicht katalogisiert haben: das ist erlaubt, und das ist verboten; das ist Sünde, und das ist es nicht. Wir tun genau das Gegenteil von dem, was Jeschua tat. Wir richten den Buchstaben und damit die Gesetzeszäune wieder auf, die Jeschua so mühselig niedergelegt hatte. Damals ging es um den Schabbat, um Fasten und Speisegebote. Heute geht es manchmal auch um diese Dinge, mehr aber noch um die Kleidung, um die lange oder kurze Frisur, um die Inhalte von freien Gebeten oder um die Musikeinlagen. Ich kenne ganz wenig Fromme, die sich hier zurückhalten, über den anderen nicht den Stab zu brechen und ihn schließlich zu verurteilen. Nun auch Fehlinformationen über den ZeLeM - Verein

Während meines Aufenthaltes in Israel an der missionarischen Front wurde ich über  Publikationen in Deutschland informiert, wonach also sich sowohl der deutsche ZeLeM-Verein als auch die israelische „Messianische Bekenntnisgemeinschaft“ angeblich in einer „Leitungskrise“ befänden. Dabei kann jedermann aus unserem Impressum des „Bote Neues Israel“ entnehmen, daß der ZeLeM-Verein voll handlungsfähig ist, dem satzungsgemäß die beiden Vorstandsmitglieder, Rechtsanwalt Hansgötz Werner und der Deutsch-Israeli Micha Owsinski, angehören. Rechtsanwalt Werner, der als gläubiger Christ auch den Schabbat einhält, war im Zivilprozeß, den Fritz May vor Jahren in Sachen seiner eigenen Ehre gegen meine Person anstrengte, mein Rechtsvertreter, da man vor dem Landgericht nicht postulationsfähig ist. Den damaligen Rechtsstreit hatte Fritz May vom einstigen Verein „Christen für Israel“ (CFI) nach zwei Jahren schließlich verloren. Darüber hinaus vertrat Werner auch die Interessen von Dr. Lothar Gassmann und in einem Strafverfahren wegen Volksverhetzung den Prediger Norbert Homuth (Herausgeber der „Glaubensnachrichten“) erfolgreich. Auch in Israel gibt es entgegen anders lautender Meldungen keine Leitungskrise. Im Gegenteil: mein dortiger Stellvertreter, Micha Owsinski, hat mit Professor Dr. Yossi Rivlin eine Unterstützung gefunden. Mit Yossi verbindet mich seit dem Jahre 1967 eine herzliche Freundschaft. Er versprach, in Zukunft auch Beiträge für unsere BNI-Zeitschrift zu verfassen. Yossi gehört der in Jerusalem alteingesessensten Familie Rivlin an, zu der auch der ehemalige Knesset-Präsident, Re’uven Rivlin, gehört. Dies ist ein weiterer Grund, die Arbeit des ZeLeM-Vereins in der Öffentlichkeit und damit unter den Israelis positiv zu verbreiten. Wir dürfen uns bedingungslos der treuen Führung unseres Messias anvertrauen, auch wenn Satan noch so stark dagegen Sturm läuft.

Ta skandala – es kommen Ärgernisse (Luk. 17,1-3a)

Gerade in der Endzeit haben wir vermehrt mit Skandalen zu rechnen, die sich gegen den Heiland selbst und damit auch gegen seine treue Jüngerschar richten. Da ist es dann nicht verwunderlich, wenn unser dreißigjähriger Verkündigungsdienst sogar in evangelikalen Medien als „umstritten“ gilt. Der Terminus „Ärgernis“ ist ein schwerwiegender. Oft genug wird dieses Wort falsch gebraucht und widerspiegelt Machtgelüste, Exklusivität und Rechthaberei – und kann damit zur Waffe umfunktioniert werden. Ich glaube, wenn wir vermeintlich Fromme das Wort „Ärgernis“ gebrauchen, wir immer auch daran denken sollten, wie schwer wir anderen mit unserer gesetzlichen, rechthaberischen Frömmigkeit, unserer unfrohen Engherzigkeit, unserem frommen Gerede, hinter dem das Tun zurückbleibt, Ärgernisse bereiten und sie durch unsere falsche, richtende, arrogante Frömmigkeit von Christus abdrängen und Ihn den anderen verleiden.

 Der Fehler der Pharisäer war der, daß sie über der Formulierung und Form den Inhalt verloren haben. Das ist stets die Gefahr, wo man die bloße Lehre und die Formulierung überschätzt und „Wort“ und „Lehre“ miteinander verwechselt. Vor allem darf man nicht „Lehre“ gegen den tiefsten Inhalt des Evangeliums, der Liebe, dualistisch gegeneinander ausspielen. Darüber hinaus ist die Lehre das Menschliche, das Abgeleitete und darum ein Konstrukt des Menschen, das auch dem Irrtum unterliegt. So kann unsere Lehre uns zur Gefahr werden. Aber die noch größere Gefahr ist nicht die Lehre, sondern der Mangel an Leben. Mangel an Leben in der Kirche ist aber immer Mangel an Liebe. (Und wenn ich allen Glauben hätte und hätte der Liebe nicht, so wäre ich nichts“, 1.Kor. 13). Das aber wird uns „Frommen“ von der Welt vorgeworfen, weil unsere Frömmigkeit an Untertemperatur leidet, was es einzugestehen gilt, um dem Gebot der Wahrhaftigkeit nachzukommen. Der Mißbrauch des Wortes Gottes  

„Durch Demut achte einer den andern höher“ (Phil. 2,3; vgl. Apg. 20,28; 1.Tim. 4,16). So heißt es zumindest in der Bibel. Aber eine Unart kann es sein, wie wir mit dem Worte Gottes umgehen. Es geht mir dabei nicht um das viele fromme Reden, sondern ich meine den bewußten  Mißbrauch des Wortes Gottes, was uns die Versuchungsgeschichte verdeutlicht. Immerhin berief sich dabei Satan auch auf Gottes Wort. Daran kann man erkennen, daß man auch das Wort Gottes falsch oder fahrlässig gebrauchen kann, ja, daß man in seinem Gebrauch zum Falschspieler werden kann. Dies mag dort geschehen, wo man das Wort Gottes benützt, um eigensüchtige Interessen oder sein publizistisches Monopol zu festigen; wo man sich darauf beruft, wenn es gilt, seine eigene Position oder die Stellung seiner Gemeinschaft zu verteidigen, es aber geflissentlich unterschlägt, wo es sich gegen einen selbst richtet. Neigen wir nicht allzu sehr dazu, die Heilige Schrift in ihren Aussagen zu verkürzen, wenn wir das Gesetz dazu mißbrauchen, um über andere zu herrschen? Man kann damit die Gewissen knechten. Es gibt viel fromme Herrschsucht, die sich die Menschen durch das Gesetz untertan zu machen sucht. Mit dem „Es steht geschrieben“ ist noch nichts entschieden, denn so argumentierte auch Satan in der Versuchungsgeschichte. Auch hier bedarf es des Geistes, und zwar des Heiligen Geistes, um Klarheit zu schaffen, wann und wo dieser Buchstabe Gültigkeit hat. Gewiß kann  man das Evangelium als Keule verwenden, um andere Menschen damit niederzuknüppeln, aber eben nicht aufzubauen. Denn eine weitere Sünde von uns Frommen ist die falsche Erbaulichkeit auf Kosten der Wahrhaftigkeit, wenn wir Aussagen dem Kontext entreißen. So arbeiten die Sekten, die aus einer Passage in der Bibel eine eigene Theologie entwickeln. Man kann auch während der Exegese die Methoden wechseln: einmal nimmt man den Text wörtlich, weil verbal inspiriert; ein anderes Mal versteht man den restlichen Text allegorisch (symbolhaft). Einmal bezieht man eine Aussage auf den Kreis der Jüngerschaft, ein anderes Mal auf die ganze Christenheit, also global. Durch eine fromme Willkür haben wir die Autorität der Heiligen Schrift untergraben, und diese fromme Unwahrhaftigkeit hat die „Welt“ schon längst durchschaut und die Konsequenzen daraus gezogen: sie nimmt uns nicht mehr ernst. Wir haben uns allzu gern unter die Autorität des Wortes Gottes geflüchtet, auch da, wo es galt, unsere eigene menschliche und allzu menschliche Meinung zu befestigen. Wer aber Autoritäten falsch und fahrlässig anruft, untergräbt sie. Das ist mit ein Grund, warum die Bibel in der Welt ihre Autorität weitgehend verloren hat – und dies ist unsere, der Frommen, Schuld. Wenn Jeschua die Pharisäer schilt, so gebraucht er wiederholt das Wort „Heuchler“. Er macht ihnen also den Vorwurf der Unwahrhaftigkeit, vor allem sich selbst gegenüber. Sie merkten schon gar nicht mehr, wie verlogen sie eigentlich waren, wie sehr sie mit zweierlei Maß messen, wie viel sie scheinbar zur Ehre Gottes, aber in Wirklichkeit zur eigenen Ehre taten, wie oft sie die Ehre Gottes nannten, aber ihre eigene Macht oder Ehre meinten. Und das Erschütternde dabei ist, daß die orthodoxen Juden im heutigern Israel nichts aus der schrecklichen Diasporazeit gelernt haben. Dies beobachten wir an der israelischen Innenpolitik, wo die orthodoxen Parteien lediglich an das Wohl von ihresgleichen denken, aber nicht an das ganze Volk. Denn alle milliardenschweren Zuschüsse aus Steuermitteln fließen in ihre eigenen Taschen, die dazu dienen, ihre Hausmacht noch weiterhin zu stärken und auszubauen. Ob sie es wollen oder nicht, der Mann auf der Straße im Lande Zion muß das Schmarotzer-Dasein der frommen Juden finanzieren. Dafür gelten die arbeitenden Israelis in den Augen der frommen Juden als „rescha’im“ (Ungerechte), wobei sie sich selbst als „zaddikim“ (Gerechte) bezeichnen. Leider berichten dies andere Israel-Werke nicht, weil sie entweder uninformiert sind oder vom Lä-cheln der Rabbis leben. Wir Frommen führen doch mit Vorliebe all die großen Worte im Munde: Glaube, Liebe,

 Hoffnung, Demut, Gehorsam, Wahrhaftigkeit, Reinheit. Wenn man hingegen einmal anfängt, sich selber unter die Lupe zu nehmen, erschrickt man. Wir reden vom Glauben, wir sa-gen, wir sind gläubig. Wir wissen gar das Datum anzugeben, als wir wiedergeboren wurden. Aber praktisch handeln wir doch oftmals nicht Gottes Weisungen gemäß. Wieviel Angst haben wir, wieviel Sorgen und Rechnen trotz des „Sorget nicht!“ Wie viele menschliche Sicherungen und Versicherungen trotz unseres „starken“ Glaubens! Ich habe in unseren Reihen erschreckend viel Unglauben und praktischen Atheismus festgestellt. Ein Zweites, dessen uns die Welt anklagt, ist, daß es uns an der Liebe fehlt. Liebe hat Ehrfurcht vor der Stellung des anderen, Liebe ist streng gegenüber sich selbst, aber weit gegenüber andern. Liebe ist nicht nur gerecht. Wenn Gott nur gerecht wäre, wären wir allesamt verloren. Vergessen wir dies niemals! Liebe ist barmherzig. Liebe macht den anderen nie zu seinem Objekt, entwürdigt ihn auch nicht, sondern sucht dort zu retten und zu helfen, wo andere in physische und psychische Not geraten sind. Vor allem: Liebe liebt den reuigen Sünder und verweigert ihm nicht die Gemeinschaft, sondern setzt sich mit ihm an einen Tisch. Je größer die Liebe ist, desto weniger fromme Worte hat sie nötig, dem anderen zu helfen oder sich ständig beweisen zu müssen. Liebe wäscht die Füße und nicht den Kopf. Liebe opfert nicht Dinge, sondern sich selber. Bei echter Liebe ist stets das eigene Herzblut beteiligt. Bei allem, was sie tut, ist ein Tropfen dabei. Liebe gewinnt den anderen nicht für die Kirche, nicht für die Gemeinschaft, nicht für sich, sondern für den Heiland Jeschua. Die Liebe ist geduldig, ist freundlich und langmütig. Sie ist nicht rücksichtslos, sie trägt auch nicht nach, sie sucht nicht das Ihre, sie entschuldigt alles, sie erträgt alles, wie wir dies aus 1.Korinther 13 her wissen, worüber wir in unserer BNI-Ausgabe 163 ausführlich geschrieben hatten. Jeder Christ hat sich an diesem Forderungskatalog  messen zu lassen und kann demzufolge auch eine Anklageschrift gegen uns „From-me“ sein. Man wirft uns vor, daß wir nicht demütig genug sind. Wir gleichen oftmals vielleicht auch nur im Unterbewußtsein dem Mann im Tempel, der betete: „Ich danke dir, Gott, daß ich nicht bin wie andre Leute.“ Man hat das Wort „vom geistlichen Hochmut“ gefunden – und es ist leider mehr, als man denkt, zutreffend. Man kann auch Theologie-Professor, Pfarrer, Diakon, Diakonisse oder Missionar werden oder sein, um nur eine Rolle zu spielen. Die Kanzel – überhaupt der Ort, von dem aus wir „predigen“  und erbaulich reden – kann dann ein beliebtes Versteck des Widersachers sein, wenn sich dahinter eine Predigereitelkeit verbirgt. Auch wir Menschen sind mehr für Versuchungen anfällig, als wie wir dies vermeinen – meine Person stets eingeschlossen. Man muß erst in Sünde gefallen sein, um für die Sündenerkenntnis sensibilisiert worden zu sein. Es ist  wie ein Impfstoff, wenn wir unsere Anfälligkeit für den Sündenfall unter diesem Blickwinkel erkennen dürfen. Dies ist dann in der Tat heilsam, weil es bei Jeschua auch immer einen Weg zurück zur Vergebung und zum Heil gibt. Leider können wir diesen Maßstab nicht von allzu vielen christlichen Geschwistern erwarten, weil die Zucht-meister die Zahl der gütigen Seel-sorger und Hirten weit überragt. Ferner habe ich auch beobachtet, daß wir oftmals mit falschem Maß messen. Jeschua nimmt die Sünden der Pharisäer viel schwerer als die Sünde der Ehebrecherin. Er wird mit den Sünden der Zöllner und Huren leichter fertig als mit der selbst gestrickten und selbstgerechten Frömmigkeit der Pharisäer. Vergessen wir dies bei unserer Urteilsfindung über andere Menschen bitte nicht. So gibt es Sünden des heißen und Sünden des kalten Blutes. Die letzteren gleichen den chronischen, die ersteren den akuten Krankheiten. Die akuten sind viel leichter zu heilen. Die „frommen“ Sünder hingegen leiden an chronischen Krankheiten; sie leiden an schleichender Tuberkulose. Manchmal kann sie eine dazukommende Erkrankung retten. Ein tiefer Fall hat manchmal aus einem Pharisäer einen bußfertigen Sünder gemacht. Halleluja! Man unterscheidet bekanntlich auch zwischen Tatsünden und Unterlassungssünden. Und erneut sind die letzteren die unheimlicheren und zugleich die, deren man uns „Fromme“ besonders anklagt. Es ist wahr, wir haben fromme Gemeinschaft, aber der Ort, wo wir zusammenkommen, liegt in der breiten Ebene und sollte doch auf dem Bergpredigtberg liegen. Und der Punkt, von dem aus dieser Berg bestiegen werden muß, ist die Stellung zum eigenen dicken ICH und zur Familie. Ich für meinen Teil habe seit dem Jahre 1977 meine Familie verlassen, um meinem Volk in Zion am Evangelium zu dienen. Dies ist Fakt, und der HERR ist mein Zeuge. Manche Christen sind schon nicht bereit, ihre Familie für länger als eine Woche zu verlassen. Die Welt wirft uns jedenfalls vor, daß wir diesen Punkt zu umgehen versuchen, um nach leichteren Anstiegsstellen zu suchen und dabei immer wieder um diesen Berg herumgehen. So ist es auch komfortabel, nur vor christlichem Publikum zu sprechen, weil man sich dann der Zustimmung des Publikums und vielleicht sogar des Beifalls sicher sein kann. Anders sieht es freilich aus, wenn man in einem anderen Land vor Nichtchristen oder gar Christusfeinden das Evangelium zu bezeugen sucht. Da droht dann sogar Lebensgefahr! Wir sind somit Auskunftsleute auf dem Reisebüro. Wir kennen alle Zugverbindungen, wir beherrschen das Kursbuch mit verblüffender Gewandtheit. Aber nur ganz wenige fahren auf unbekanntem Gelände und in unbekannte Bereiche. Da droht dann möglicherweise Schiffbruch. Das Kursbuch der Frommen ist die Bibel. Wo aber sind die Passagiere?Ich habe festgestellt, daß es nicht selten bei uns vorkommt, daß Gemeinschaften solchen, die nicht wie sie denken, die Gemeinschaft kurzum verweigern. Dies ist gerade am Fall „Israel“ so, wo mehr der Konsens mit den Juden gesucht wird, als auf der Notwendigkeit einer Umkehr zu derem eigenen Messias (Jeschua) zu bestehen. Denn an Israel scheiden sich heutzutage die Geister, weil der Heiland zunehmend zum Stolperstein auch für Christen geworden ist. Als Jeschua die Pharisäer schalt, warf er ihnen Unwahrhaftigkeit vor. Es ist das Gleiche, dessen auch uns die Welt beschuldigt. Einiges haben wir bereits genannt, als wir vom Mißbrauch des Wortes Gottes und von falscher Erbaulichkeit sprachen. Wie fast trotzig singen wir: „Nehmen sie den Leib, Gut, Ehr’, Kind und Weib, laß fahren dahin“, und wie erbärmlich knickerig und schmutzig sind wir, wenn um dieses Reiches willen viel weniger, vielleicht ein paar Euro, vielleicht eine kleine Demütigung, vielleicht ein bißchen Zeit oder auch nur Bequemlichkeit gefordert wird. Wie oberflächlich sind wir im Singen mancher frommen Lieder, die in ihrer „Weil-ich-Jesu-Schäflein-Stimmung“ mit der Wirklichkeit nicht übereinstimmen und ein Christentum vortäuschen, das an dem Wort Jeschuas vorbeigeht: „Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist mein nicht wert!“ Jemand hatte gesagt, wir brauchten eine Reformation der Kirche, weil sie in Wortheiligkeit und Traditionalismus verfallen sei. Da ist viel Wahres dran. Während der deutschen Inflationszeit in den 20er Jahren nach dem Ersten Weltkrieg kam es vor, daß ein Gauner einen anderen, der von dieser Inflation noch nichts wußte, mit Inflationsgeld bezahlte, als wäre es solches mit voller Deckung. Das ist unsere eigentliche Sünde. Unsere frommen Worte haben durch allzu häufigen und fahrlässigen Gebrauch eine Entwertung erfahren. Es fehlt ihnen die volle Golddeckung. Wir aber bieten sie nach wie vor an, als hätten sie noch vollen Gehalt. Das ist unsere fromme Lüge. Und wir selbst sind an dieser Inflation schuld. Wir haben die Worte: Kreuz, Blut, Sünde, Gnade, Versöhnung, und wahrlich nicht nur diese, allzu oft und allzu breit in den Mund genommen und allzu billig angeboten. Nun haben sie die Valuta in unserem Munde verloren. Wie viele von uns sind feierlich, pathetisch, sprechen salbungsvoll, das nicht sie selber sind. Und wie wenige unter uns sind bereit, ihre fromme Maske abzulegen und sich einem Seelsorger zu stellen, falls es überhaupt noch einen solchen gibt. Wie schön können wir von der Versöhnlichkeit reden und von der Liebe, und wie viele nennen wir „Brüder und Schwestern“, tun so, als ob wir mit ihnen „im Herrn verbunden“ wären. Aber das hindert uns nicht, über sie ungut und unfreundlich zu reden mit Dritten gar, oder ihnen neidisch zu sein. Wie gut kennen wir das Gebot: „Laß dich nicht gelüsten“! Aber uns gelüstet nach den Kirchgängern und Gemeindegliedern des anderen, und wenn einer lieber zu einem anderen zur Predigt kommt, so reagieren wir empfindlich und beleidigt. Und dies alles wird erst anders, wenn wir diese Dinge schonungslos bei uns selber aufdecken und beim Namen nennen.

Von der Reinheit möchte ich hier gar nicht erst sprechen. Wer von uns kann sagen, daß er rein ist, auch in Gedanken, in Phantasien, in Wünschen und wirklich gefeit vor noch so massiven Versuchungen? Ich möchte dazu bemerken, daß wohl keiner unter uns ist, „der ohne Schuld und ganz rein dasteht“, aber das ist böse, wenn wir so tun, als wären wir völlig über diese Not erhaben. Und wenn wir wie jene Pharisäer über andere, die schuldig geworden sind (wie es jene ehebrecherische Frau, die sie vor Jeschua zerrten, gewesen ist) zu Gericht sitzen und über sie den Stab brechen. Unsere Unreinheit ist schlimm, aber unser Hochmut und unsere Unbarmherzigkeit sind weit schlimmer! Pharisäer legen Wert auf den Gehorsam. Denn Gesetz und Gehorsam gehören zusammen. Aber unser Gehorsam ist oft genug doch nicht so, daß er Gott Freude bereitet. Er ist knechtisch und sollte doch kindlich sein. Der Vater will seine Kinder mit seinen Augen leiten. Ich habe noch nie einen Vater gesehen, der seine Kinder nur anhand von Erlassen und Gesetzessammlungen erzieht. Und damit, daß sich ein Kind an die traditionelle Hausordnung hält, ist es noch nicht ein gehorsames Kind. Denn gehorchen kommt von „horchen“, und Gehorsam ist die Bereitschaft, das zu tun, was man von Gott „hört“. Es geht also nicht an, sich nur an frühere Willensäußerungen des Vaters zu klammern, sondern es gilt, den gegenwärtigen Willen des Vaters zu vernehmen und diesem zu entsprechen. So empfindet man die „Freiheit eines Christenmenschen“ in seiner realen Dimension. Wir müssen achtsam sein gegenüber uns selbst, damit der Heiland nicht auch uns als „Heuchler“ tituliert. So möchte ich aus der Fülle unseres Sündenregisters eine Anzahl von Sünden herausgreifen, damit wir endlich begreifen, wie es um uns steht und was für harmlose Namen die Sünde oftmals annimmt:Sich wichtig nehmen ist Sünde, weil das immer auf Kosten des einzig Wichtigen, des Reiches Gottes, geht, denn allein Gott gebührt alle Ehre.

Empfindlichkeit, Beleidigtsein sind damit verwandt und verraten, daß man sich nicht in der Gewalt hat und um die eigene Ehre bedacht ist.

Minderwertigkeitskomplexe sind Sünde. Sie sind die Umkehrung des ichaften Geltungstriebes, also des Sich-selber-Suchens.

Herrschsucht ist Sünde, erst recht dann, wenn sie sich, wie so oft, eines frommen Gewandes bedient, um über das Gewissen Macht zu bekommen. Fromme Betriebsamkeit kann Sünde sein, da sie nicht selten ihre Wurzel im Geltungstrieb oder im Unentbehrlichkeitskomplex hat. Moralismus wird dann zur Sünde, wenn der Gehorsam ohne Liebe erfolgt. Vorurteile sind Sünde, denn sie verstoßen gegen die Wahrhaftigkeit.

Frühurteile sind Sünde, denn sie verstoßen gegen die Gerechtigkeit (in dubio pro reo = im Zweifel für den Angeklagten).

Falsches Zeugnis ablegen geschieht dann, wenn wir von Dingen und Vorgängen reden, als hätten wir sie selbst erfahren; vor allem dann, wenn unsere Informationsquelle von Dritten erfolgt, die auch nur vom Hörensagen urteilen. Engherzigkeit ist immer Lieblosigkeit, weil die wahre Liebe alles erträgt, alles erhofft und alles erduldet.

Eitelkeit ist immer Sünde, wobei unter allen Eitelkeiten die der Frommen die ärgerlichste ist. Wenn man alle diese Sünden unter die Lupe nimmt, so wird man immer finden, daß ihre Wurzel im Egoismus und Egozentrismus beruht. Und dort, wo das ICH zu dick ist, kommen Gott und der Nächste zu kurz.

Der Heiland wirft den Pharisäern vor, daß sie Mücken seihten und Kamele verschluckten. Damit soll gesagt werden, daß wir uns nicht in Details verlieren dürfen und über solche Details die Nächstenliebe aus dem Auge verlieren. Es ist ein Einfaches, die Pharisäer jener Zeit zu verurteilen, ohne daß die triumphalistische Kirche mit all ihren Greueltaten an Andersgläubigen nicht selbst Bilanz  zieht. Dies hat etwas mit Glaubwürdigkeit zu tun, denn die Seelen derer, die von angeblich frommer christlicher Hand getötet wurden, schreien auch in dieser Stunde zu Gott. Statt dessen sollen wir wissen, wo wir uns gegen die Forderung der Liebe, der Wahrhaftigkeit, der Demut vergangen haben. Denn Lieblosigkeit, Unwahrhaftigkeit, Ehrfurchtslosigkeit, Heuchelei, Ichsucht, Geiz sind die Wurzel allen Übels. Bedenken wir bitte, daß Gott in unser Herz zu blicken vermag. Ohne Gott gerät der Mensch in Gefahr, ins Animalische abzugleiten. Steht nicht jeder Mensch in der Spannung des Tierischen und des Heiligen? Diese Spannung ist wohl des Menschen Bürde und Würde. Welche der beiden Seiten sich besonders ausprägen kann, wird wesentlich vom Got-tesverhältnis des Menschen abhängen. S. Kierkegaard sagt dies absoluter: „Die Größe eines Menschen hängt einzig und allein von der Stärke des Gottesverhältnisses in ihm ab“ (Zitat aus „Die Leidenschaft des Religiösen“).Das Vorherrschende beim christlich-messianischen Glauben ist die Gottheit. Er hat bereits eine Brücke über den Graben gebaut und zwar in der Person und Sendung seines Sohnes und Messias Jeschua, des für uns Gekreuzigten. Es ist der christliche Glaube, der den Menschen zum Evangelium und damit zur Gnadenbotschaft des Kreuzes ruft. Das Gesetz führt zur frommen Dressur, das Evangelium hingegen zur neuen Kreatur. Das Gesetz vermag auch nicht zur Vollendung zu führen. Das Evangelium jedoch verheißt den Anfang und das Ende aus Gnade allein. Gott hat allein aus Gnade das „Gesetz der Sünde“ durch das „Gesetz des Geistes“ (Röm. 8,1ff.) in Jesus Christus überwunden. Der wahre Christ lebt somit durch den aus Gottes Wort und dem Heiligen Geist geborenen Glauben ganz allein aus dem, was Gott in seinem messianischen Erlöser für ihn am Kreuz getan hat. Dafür dürfen wir dem Ewigen und seinem geheiligten Er-löser unserer Seelen täglich von Herzen danken und ihn bitten, seine Augen auch weiterhin über uns offen zu halten, damit keines seiner wertvollen Schafe verloren gehe. Dies wünsche ich uns allen in vorgerückter Weltzeit von gan-zem Herzen.

 

Nur die Liebe, die das Vertrauen und die Gütezum Nächsten in sich trägt, wird die Welt verändern.

Denn nur durch sie beweist derChrist, daß er seinen Glauben in die Tat umgesetzt hat.

Und dieser Glaube wieder hebtden Menschen über dasZeitgeschehen, gibt ihm dieGrundlage der inneren Ruheund weist ihm den Weg zurrechten Freude in Gott.

(Nicodemus)

Schalom uwracha le-kol ha-chawerim be-schem schel Jeschua ha-Maschiach. Der Friede und Segen sei mit allen Geschwistern im Namen von Jesus, dem Christus.

In Seiner Liebe

(Klaus Mosche Pülz)

 

 

 


eine Information des ZeLeM e.V (2008)